Versorgungssicherheit

Die moderne Wirtschaft und Gesellschaft funktionieren nicht ohne Strom. Bei einem mehrtägigen Stromausfall wären die wirtschaftlichen Einbussen und Vermögensverluste immens. Studien des Bundes rechnen mit Kosten von 3-4 Milliarden Franken pro Tag. Die Landesversorgung und die innere Sicherheit wären gefährdet. Die Gewährleistung einer sicheren Stromversorgung ist für die Schweiz von zentraler Bedeutung.

Laut den jüngsten Risikoanalysen des Bundes (Stand 2021) ist eine anhaltende, schwere Strommangellage das grösste Risiko für die Schweiz, noch vor einer Influenzapandemie oder dem Ausfall des Mobilfunks . Es geht dabei um eine länger anhaltende Unterversorgung mit Strom im Winter.

Dieses Szenario einer schweizweiten Strommangellage droht bereits erstmalig im März 2025. Auf dieses Jahr hin ändern sich im EU-Raum die gesetzlichen Vorgaben. Ab dann müssen alle europäischen Übertragungsnetzbetreiber, die Pendants zur schweizerischen Swissgrid, mindestens 70 Prozent der grenzüberschreitenden Netzkapazitäten für den Stromhandel innerhalb der EU reservieren. Diese Regelung basiert auf dem Clean Energy Package der EU. Als EU-Drittland wird die Schweizer Importkapazitäten stark eingeschränk

Wasser- und Kernkraft: Klimafreundliches Rückgrat

Die vier Kernreaktoren Beznau I und II, Gösgen und Leibstadt bilden zusammen mit der Wasserkraft das wichtige, klimafreundliche Rückgrat der Schweizer Stromversorgung - und werden es noch lange bleiben. Die beiden Energiequellen ergänzen sich in Grund- und Spitzenlast und sind deshalb ein erfolgreiches, wetter- und saisonunabhängiges Gespann. 

Brückentechnologie Kernkraft

Als Brückentechnologie ermöglicht die Kernkraft in den nächsten Jahrzehnten den von Politik und Stimmbevölkerung beschlossenen Umbau des Schweizer Energiesystems. Sie trägt zuverlässig und praktisch CO2-frei einen wichtigen Anteil daran, dass die Schweiz ihre Infrastruktur um- und ausbauen kann. Denn sie verschafft sie die nötige Zeit für den aufwendigen Ausbau der erneuerbaren Energien, während sie ein nötiges Mass an Versorgungssicherheit wahrt. Nur so kann die Energiewende gelingen und dereinst den hohen Ansprüchen der künftig elektrifizierten, digitalen Welt gerecht werden. 

Stromhunger nimmt zu

Durch die angestrebte Dekarbonisierung und die dadurch steigende Elektrifizierung, durch die Digitalisierung sowie das Bevölkerungswachstum nimmt der Stromhunger der Gesellschaft laufend zu. Bestehende Wasser- und Kernkraft alleine werden nicht reichen, um die notwendigen Mengen an klimafreundlichem Strom zu produzieren. Kommt hinzu: Ab zirka 2030 wird mit der Ausserbetriebnahme von Beznau-1 und -2 die nukleare Produktion in der Schweiz abnehmen (heute rund 23 TWh/Jahr). Und schon heute importiert die Schweiz in den Wintermonaten Strom (durchschnittlich 6-7 TWh/Jahr).

Die Schweiz muss deshalb ihre Infrastruktur in hohem Tempo ausbauen: Dazu gehören gemäss Energiestrategie 2050 Wasserkraftwerke, soweit überhaupt noch möglich, sowie v.a. Solar- und Windkraftanlagen. Notfalls könnten laut Bund auch gasbetriebene Reserve-Kraftwerke im Winterhalbjahr zum Einsatz kommen, auch wenn dies mit den Klimaschutzzielen der Schweiz schwer vereinbar wäre.

Für einen auch in Zukunft klimafreundlichen Kraftwerkspark ist es deshalb wichtig, alle klimafreundlichen Technologien zu nutzen und zukünftige Produktionsinfrastrukturen technologieoffen zu gestalten.

Versorgungssicherheit nimmt ab

Bei steigendem Stromverbrauch und stagnierender heimischer Produktion steuert die Schweiz auf eine Strommangellage hin. Klares Signal dafür ist das schwache Abschneiden der Schweiz in der «Trilemma»-Rangliste in Sachen Versorgungssicherheit. Zentrales Arbeitsinstrument des Weltenergierates ist das von ihm definierte Energietrilemma: Es beschreibt den natürlichen Konflikt zwischen den drei energiepolitischen Zielen Energieversorgungssicherheit, soziale Gerechtigkeit und Umweltverträglichkeit. In Bezug auf die Umweltverträglichkeit (Klima u.a.) belegte die Schweiz 2021 den Spitzenplatz, während sie in Sachen Versorgungssicherheit in den letzten Jahren an Boden verlor und lediglich auf Rang 24 landete. Dies vor allem, weil die Schweiz im Zuge der Energiewende zunehmend auf Importe angewiesen ist.

Stromhandel: Achillesferse der Schweiz als EU-Drittland

Als EU-Drittland ist die Schweiz schon heute Handelshürden unterworfen, die ab 2025 gar noch höher werden (siehe Box oben). Mit dem Ausstieg von Deutschland aus der Kern- und Kohlekraft wird unser nördliches Nachbarland in den nächsten Jahren von einem Stromexportland zu einem Importeur werden. Bei sich abzeichnender Strommangellage darf sich Deutschland indessen als EU-Mitglied mit Priorität im EU-Raum bedienen, während die Schweiz als Drittland hintenansteht.

Denn nach dem Scheitern eines institutionellen Abkommens mit der Europäischen Union und dem damit verbundenen Stromabkommen hat die Schweiz keinen mit EU-Staaten gleichberechtigten Zugang mehr zum europäischen Strommarkt. Deshalb ist in der Schweiz ein hoher Selbstversorgungsgrad zwingend notwendig.

Unerlässlich: Langzeitbetrieb der Kernkraftwerke

In der Schweiz verfügen die Kernkraftwerke über eine unbefristete Betriebsbewilligung und dürfen in Betrieb bleiben, solange sie sicher sind. Die Betreiber der Schweizer Kernanlagen tun alles dafür, um auch in den nächsten Jahrzehnten ihren wichtigen Beitrag an eine zuverlässige Stromversorgung zu leisten. Sie investieren und modernisieren fortlaufend, betreiben ein fortschrittliches Alterungsmanagement, unterliegen einer permanenten Nachrüstpflicht und unterziehen sich alle zehn Jahre der Periodischen Sicherheitsprüfungen (PSÜ). So werden die Anlagen auch im Langzeitbetrieb laufend auf dem modernsten Stand der Nachrüsttechnik gehalten.

Als inländische Stromproduzentin bleibt die Kernkraft in den nächsten Jahren wichtige und zuverlässige Verbündete der sich im Aufbau befindlichen Erneuerbaren Energien.

Das Positionspapier "Versorgungssicherheit und Kernenergie" von swissnuclear fasst den Sachverhalt bezüglich der sicheren Versorgung der Schweiz mit klimafreundlicher Energie zusammen.