Beim Betrieb eines Kernkraftwerks entstehen geringe Mengen radioaktiver Stoffe, die kontrolliert an die Umgebung abgegeben werden. Dazu zählen unter anderem radioaktive Edelgase und radioaktives Jod, Radiokohlenstoff (C-14), sowie radioaktive Aerosole, die sich primär aus der Aktivierung von Konstruktionsmaterialien ergeben. Die radioaktiven Abgaben eines Kernkraftwerks an die Umwelt, sei dies beim Normalbetrieb oder auch bei einem Störfall, sind strengstens geregelt und kontrolliert. Zur externen Kontrolle der Exposition der Bevölkerung gibt es Limiten für die Ortsdosisleistung ausserhalb von Kernkraftwerken. Das Kernkraftwerk misst diese eigenständig.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG), das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) und die Nationale Alarmzentrale (NAZ) überwachen unabhängig zudem mit Messstationen die Abgaben über Wasser oder Luft. Die Daten werden laufend im Internet publiziert.
Das RADAIR-Messsystem (Réseau Automatique de Détection dans l'Air d'Immissions Radioactives) wird von der Sektion Umweltradioaktivität des BAG betrieben. Es umfasst ein automatisches Messnetz mit elf Stationen zur automatischen Aerosol-Messung. Ein Anstieg von radioaktiven Stoffen in der Umgebungsluft kann innerhalb einer halben Stunde erkannt werden. Das neue URAnet aero des BAG wird das heutige RADAIR-Messsystem bis 2018 vollständig abgelöst haben (siehe «Strahlenschutz und Überwachung der Radioaktivität in der Schweiz, Ergebnisse 2016» des BAG, Kap. Überwachung der Umwelt, S. 28). Des Weiteren betreibt das BAG fünf Frühwarnposten (FWP) zur Umgebungsüberwachung der Kernkraftwerke und führt manuelle Probenahme mit Aerosol-Filtern (High Volume Sampler) an sechs Standorten durch.
Mit dem URAnet aqua überwacht das BAG seit 2015 des Weiteren kontinuierlich die Radioaktivität in der Aare und im Rhein. Das automatisch laufende Messnetz erlaubt es, ungewöhnlich hohe Radioaktivität im Wasser, insbesondere unterhalb der Kernkraftwerke, innerhalb von zehn Minuten zu erkennen. Messsonden befinden sich in Aarau, Basel, Hagneck, Laufenburg und Radelfingen.
Das ENSI betreibt seinerseits das MADUK-Messsystem (Messnetz zur automatischen Dosisleistungsüberwachung in der Umgebung der Kernkraftwerke). Die Aufsichtsbehörde überwacht mit 57 Stationen mit einer Reaktionszeit von zehn Minuten die Ortsdosisleistungen (Direktstrahlung) in der Nähe der schweizerischen Kernkraftwerke und des Paul Scherrer Instituts.
Die NAZ überwacht Ortsdosisleistungen mit dem NADAM-Messnetz (Netz für automatische Dosisleistungsalarmierung und -messung). Die 76 in der ganzen Schweiz verteilten Stationen übermitteln alle zehn Minuten den aktuellen Messwert an die NAZ. Die Behörde führt zudem jedes Jahr eine sogenannte Aeroradiometrie-Messkampagne durch, wobei die Radioaktivität am Boden von der Luft aus gemessen wird.
Im jährlichen Strahlenschutzbericht berichtet zudem das ENSI umfassend über die Strahlendosen des Kernkraftwerkspersonals, die Abgaben radioaktiver Stoffe, die Überwachung der Umweltradioaktivität sowie die Strahlendosen der Bevölkerung. Auch hier werden Jahr für Jahr sämtliche gesetzlichen Limiten bei weitem nicht erreicht. So beträgt beispielsweise die durchschnittliche Personendosis in der direkten Umgebung eines Kernkraftwerks 0,001 - 0,005 Millisievert (mSv). Dies entspricht einer 30 Mal kleineren Dosis, als wenn man ein Jahr lang täglich eine Banane isst.