Warum wird PEGASOS verfeinert?
Die in den Jahren 2000–2004 von den Kernkraftwerksbetreibern in Auftrag gegebene und von einem internationalen Expertenteam durchgeführte Erdbebengefährdungsanalyse PEGASOS führte zur Erkenntnis, dass noch grosse Unsicherheiten bei der Neubeurteilung der konkreten Erdbebengefährdung an den Kernkraftwerkstandorten in der Schweiz vorhanden sind.
Um die offenen Fragen anzugehen, starteten die Kernkraftwerkbetreiber mit Genehmigung des ENSI im September 2008 eine Verfeinerungsstudie, das PEGASOS Refinement Project (PRP). Ziel des PRP ist wo immer möglich, Messungen durchzuführen statt Schätzungen vorzunehmen, neueste wissenschaftliche Entwicklungen zu berücksichtigen und die bestehenden Unsicherheiten präziser zu quantifizieren, um zu einer möglichst realistischen Einschätzung der Erdbebengefährdung zu kommen.
Das PRP wird wie das Vorgängerprojekt PEGASOS nach den Richtlinien des amerikanischen Senior Seismic Hazard Analysis Committee (SSHAC) der Stufe 4 durchgeführt. Es kommen somit die gleiche Methodik und die gleichen unabhängigen Experten zum Einsatz wie bei PEGASOS.
Neu kommt im PRP ein fünftes Unterprojekt dazu, das für die Kernkraftwerke Erdbebenszenarien definieren soll, so dass alle Kraftwerke die Ergebnisse gleich und direkt anwenden können.
Die Kernkraftwerkbetreiber wie auch die Aufsichtsbehörde ENSI können – wie zuvor schon bei PEGASOS – keinen Einfluss auf die Urteilsbildung der Experten nehmen. Die Verantwortung für die Festlegung und Auswertung der eingesetzten Modelle liegt bei den unabhängigen Experten.
Massgeschneidert für die Schweiz
Im Rahmen des PRP sollen die folgenden Teilaspekte von PEGASOS verfeinert werden:
- Berücksichtigung des aktualisierten Erdbebenkatalogs des Schweizerischen Erdbebendienstes (SED) an der ETH Zürich. Die in Mitteleuropa überlieferten starken Erdbeben (Magnitude und Bebentiefe) sind für die Beurteilung der Erdbebengefährdung in der Schweiz von grosser Bedeutung.
- In den vergangenen zehn Jahren konnten auf der internationalen Ebene – dank dichteren Messnetzen in Gebieten mit hoher Erdbebengefährdung – die Modelle für die Ausbreitung und Abschwächung der vom Bebenherd ausgehenden Erschütterungen verbessert und verfeinert werden. Basierend auf der neuen umfangreichen Datensammlung an Erdbeben in der Schweiz hat der SED ein Abminderungsmodell für die Schweiz erstellt. Beides erleichtert die Übertragbarkeit von Erfahrungen aus realen starken Erdbeben im Ausland auf die geologischen Verhältnisse in der Schweiz.
- Im Rahmen des PRP sind an allen Kernkraftwerkstandorten umfangreiche Bodenuntersuchungen durchgeführt worden. Damit stehen reale, vor Ort gewonnene Daten zur Verfügung, um die Auswirkungen eintreffender Erdbeben-Erschütterungen auf den lokalen Baugrund realistischer bestimmen zu können.
- Dank der Erfahrungen der Experten aus dem PEGASOS-Projekt und einer verbesserten Abgrenzung der Unterprojekte können Doppelzählungen von Unsicherheiten vermieden werden. Das erlaubt, die verbleibenden Unsicherheiten präziser zu bestimmen und die tatsächliche Erdbebengefährdung realitätsnäher einzuschätzen.
- Schliesslich wird in einem zusätzlichen, fünften Unterprojekt die Auswertung der Resultate so ausgeweitet, dass die Ergebnisse von den Ingenieuren direkt in ihre Berechnung der Gebäudemodelle eingegeben werden können.
Die Arbeiten der Experten im Rahmen des PRP werden nach ihrer Fertigstellung dem ENSI zur Prüfung vorgelegt. Anschliessend werden die Ergebnisse des PRP veröffentlicht.

Zwischenanalyse nach Fukushima
Als Folge des Unfalls im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi verlangte das ENSI die sofortige Überprüfung der Sicherheit der Schweizer Kernkraftwerke bei Erdbeben und Überflutung.
Das PEGASOS Refinement Projekt war zu diesem Zeitpunkt noch nicht weit genug fortgeschritten, als dass die Gefährdungsannahmen direkt aus dem Projekt hätten übernommen werden können. Deshalb hat swissnuclear im Mai 2011 im Auftrag der Kernraftwerkbetreiber eine «Übergangsgefährdung» (Intermediate Seismic Hazard) ermittelt, die auf den verfügbaren, qualitätsgesicherten Zwischenresultaten von PRP basiert. Diese Übergangsgefährdungsanalyse beruht auf deutlich mehr Daten als PEGASOS (sie enthält neue Messungen u.a.m.) und einem aktuelleren Wissensstand, stellt aber noch nicht das definitive Resultat des PRP dar.
- Warum eine Neubeurteilung der Erdbebengefährdung?
- Wie wurde PEGASOS durchgeführt?
- Warum braucht es Richtlinien für die Gefährdungsanalyse?
- Warum wurden die Ergebnisse vom PEGASOS nicht direkt umgesetzt?
- Warum wird PEGASOS verfeinert?
- Warum die Zwischenbeurteilung der Erdbebengefährdung in 2011?
- Wo finde ich die Ergebnisse von PEGASOS?
- Wurden die Ergebnisse von PEGASOS nachträglich abgeschwächt?
- Wer sind die Experten? Kommen in PEGASOS und der Verfeinerungsstudie die gleichen Experten zu Einsatz?
- Wer ist der Auftraggeber der Studien?
- Welche Rolle hat das ENSI bei PEGASOS & PRP?
- Was sind die Meilensteine?
- Wo sind die Pegasos Refinement Project Berichte einsehbar?
- Was sind die Ergebnisse des Pegasos Refinement Projects?
- Wie beurteilt das ENSI das Pegasos Refinement Project?