Umwelt und Klima

Dass Kernenergie klimafreundlich ist, bestreitet heute kaum noch jemand. An der Frage, ob sie auch umweltfreundlich ist, scheiden sich jedoch die Geister. Dabei gibt es dazu wissenschaftliche fundierte Aussagen, die Klarheit schaffen. Sie belegen: Die Kernenergie ist zwar etwas weniger umweltfreundlich als Wasserkraft, aber nicht mehr oder weniger umweltfreundlich als neue erneuerbare Energien. Das ist nicht nur, aber vor allem auch im Hinblick auf die Klimaschutzziele der Schweiz von grosser Bedeutung.

Belastbare Aussagen zur Ökobilanz der Kernenergie und anderer in der Schweiz genutzter Stromerzeugungssysteme gibt der Bericht „Potenziale, Kosten und Umweltauswirkungen von Stromproduktionsanlagen“ des Bundesamtes für Energie vom Jahr 2017 (Update 2019). Er wurde von Wissenschaftlern des Paul Scherrer Institutes (Forschungslabor für Energiesystemanalysen) erstellt und ist das Schweizer Referenzwerk, wenn es um die ganzheitliche Betrachtung unserer Stromerzeugung geht. Die Daten basieren auf Lebenszyklusanalysen (LCA) – d.h. der Erhebung sämtlicher Material- und Energieflüsse der einzelnen Technologien, von der Wiege bis zur Bahre. Im Falle der Kernenergie heisst das von der Urangewinnung und aller dazu nötigen Maschinen (inkl. deren Bau, Energieverbrauch und Emissionen) und Ressourcen (zB Beton, Kupfer, Stahl usw) über den Betrieb der Anlagen bis und mit der Verpackung und Entsorgung der radioaktiven Abfälle in einem geologischen Tiefenlager (inkl. Bau und Betrieb des Lagers).

Umweltbelastungen von Stromerzeugungsanlagen im Vergleich

Die Ökobilanzen der weltweit renommierten PSI-Forschung basieren auf Lebenszyklusanalysen von Stromproduktionsanlagen. Dabei werden sämtliche Material- und Energieflüsse von der Gewinnung der Rohstoffe über den Betrieb der Stromerzeugungsanlagen bis und mit der Entsorgung aller Abfälle erfasst. Hier die Ergebnisse der Analysen für die heutige Schweizer Stromerzeugung:

Kernenergie ist umweltfreundlich

Die Ergebnisse des Berichtes bescheinigen der Kernenergie eine gute Umweltverträglichkeit. Sie ist tatsächlich mehr oder weniger vergleichbar mit jener der erneuerbaren Energien. Massgebend dazu sind die Emissionen in Luft und Wasser und insbesondere Treibhausgasemissionen, Landverbrauch, Verbrauch/Erschöpfung von Ressourcen, aber auch Unfälle und Auswirkungen von schweren Unfällen.

Beachten Sie weitere Informationen zu den Umweltkosten der Stromerzeugung.

 Auch das Joint Reserch Center (JRC) hat zu Handen der EU-Kommission in einem 387-seitigen Bericht festgestellt, dass die Umweltauswirkungen der Kernenergie vergleichsweise gut sind. Die wichtigsten Erkenntnisse des Berichtes, gemäss Tim Yeo, Chairman des The New Nuclear Watch Institute:

  • Über den ganzen Lebenszyklus analysiert sind die durchschnittlichen Treibhausgasemissionen pro KWh Strom aus Kernkraftwerken vergleichbar gering wie typischerweise bei Strom aus Wasserkraft und Wind. 
  • Strom aus Kernkraftwerken weist sehr tiefe Stickoxid- und Schwefeldioxidemissionen auf. Sie sind vergleichbar oder tiefer als die entsprechenden Werte bei Solar- und Windenergie.
  • Strom aus Kernkraftwerken ist vergleichbar oder besser als Photovoltaik und Windenergie bezüglich des Potenzials für Versauerung und Eutrophie (d.h. v.a. Erhöhung des Nährstoffgehalts von Gewässern durch gelöste Nährstoffe, besonders Stickstoff und Phosphor)
  • Der Landverbrauch für ist für Kernenergie bedeutend kleiner als für Wind- und Sonnenenergie.
  • Die durchschnittliche jährliche Strahlung aus Kernkraftwerken, der die Bevölkerung pro Person ausgesetzt ist, ist zehntausend Mal kleiner als die durchschnittliche jährliche natürliche Strahlung aus der Umwelt (terrestrisch und kosmisch).
  • Die gesamten Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit von radiologischen wie nicht-radiologischen Emissionen der nuklearen Stromerzeugung (ganzer Lebenszyklus) sind mit jenen der Stromerzeugung durch offshore Windenergie vergleichbar.
  • Die Rate tödlicher Unfälle durch Kernkraftwerke der Generation II - dazu gehören die Schweizer Kernkraftwerke - ist viel tiefer als bei jeder Form fossiler Stromerzeugung und vergleichbar mit jener von Wasserkraft in OECD-Ländern sowie mit jener von Windenergie.
  • Die Rate tödlicher Unfälle bei Kernkraftwerken der Generation III, wie sie derzeit u.a. in Finnland, England und Frankreich gebaut und betrieben werden, ist die tiefste von allen Formen der Stromerzeugung.

Allein durch die radioaktiven Abfälle unterscheidet sich die Kernenergie deutlich von den erneuerbaren Energien. Wesentlich dabei ist jedoch: Die relevanten hochaktiven Abfälle sind im Vergleich zur enormen Menge des erzeugten Stroms sehr gering. So finden beispielsweise sämliche hochaktiven Abfälle aus 50 Jahren Betrieb der Schweizer Kernkraftwerke in einem Würfel von 20 Metern Seitenlänge Platz, inklusive des massiven dickwandigen Verpackungsmaterials. Mit diesem kleinen Volumen an Brennstoff können jedoch über 50 Jahre 30 bis 40 Prozent des heimischen Stroms erzeugt werden. Jedes Gramm dieses verbrauchten Brennstoffs wird zudem für die nötige Zeit von 200'000 Jahren sicher in einem geologischen Tiefenlager entsorgt. Die Umwelt wird von der Radioaktivität gar nicht betroffen.

Kernenergie ist sehr klimafreundlich

Angesichts des Klimawandels und der dringend nötigen Dekarbonisierung ist von besonders grosser Bedeutung, dass bezüglich Treibhausgasemissionen nur Kernenergie und Windkraft annähernd so klimafreundlich wie Wasserkraft sind, die in den Lebenszyklusanalysen am besten abschneidet.

Das Positionspapier „Kernenergie und Klimaschutz" von swissnuclear fasst die Tragweite dieses Sachverhalts für die Schweizer Energie- und Klimapolitik zusammen.